Operette in drei Akten
Libretto von Herman Haller und Firtz Oliven
Musik von Eduard Künneke
"Der Vetter aus Dingsda" hat seit seiner Uraufführung im Jahr 1921 immer wieder ein breites
Publikum begeistert. Das verwundert nicht: Denn mit ihren spritzigen Melodien, dem Drive und
dem teilweise absurd-sprachspielerischen Spott der Lieder kann diese Operette auch jene
verzücken, die beim Wort „Operette“ eher ein leichter Schauder überfährt. Diejenigen, bei denen
das Wort eher wohlige Schauer hervorruft oder die gerade das Absonderliche der Gattung
goutieren, hat der „Vetter“ ohnehin felsenfest auf seiner Seite. Vielleicht ist sie, die Operette, sogar
das allerschönste und freieste Bühnengenre, mit dem wir Königen ohne Gefahr eine Ohrfeige geben
können.
Eine Operette aus dem Geist der „Opera buffa“
Zwei Dinge machen dieses Werk zu einer Klasse für sich: Künneke kommt in jeder Hinsicht von
der Klassik her, der Spätromantik und der frühen Moderne. Er lernte das Komponistenhandwerk bei
Max Bruch und er beherrschte es ebenso meisterhaft wie furchtlos gegenüber aberwitzigen
Stilbrüchen. Sein „Vetter aus Dingsda“ ist ein legitimer Vetter der Opera buffa und gerade deshalb
frisch und qualifiziert für die Kammeroper Frankfurt. Die Personen sind Getriebene ihres Glücks.
Virtuos plappernd und singend steigern sich die Gesangs-Ensembles wie bei Rossini lustvoll
gegenseitig bis zur Ekstase; aber wenn es die Situation erfordert, hat Künneke auch Humperdinck-
Töne oder gar Wagnergetöse im Register. Und mitten dazwischen die entfesselten Tänze der 20er.
Oder etwas Polkaeskes. Aber dabei klingt „Dingsda“ nie einfach nur „nach Demda und Demda“.
Künneke verübelte den Klassikkollegen seiner Zeit, dass ihnen keine originellen Melodien mehr
einfallen würden. Der „Vetter“ ist ein echtes, melodiensattes Original.
Eine Stilikone der Zwanziger Jahre
Das andere entscheidende „Ding“ beim „Vetter aus Dingsda“ sind die 20er Jahre. Sie bilden 2025,
rund einhundert Jahre später, erneut eine wichtige Folie der Jetztzeit. Sie werden allgemein
bewundert und gleichzeitig besorgt betrachtet. Die 20er waren nicht umsonst die Zeit, in der der
„Vetter“ entstand: eine Zeit des Umbruchs, der Verunsicherung und des Aufbruchs. Vermögen und
Verlust lagen nur um Haaresbreite auseinander wie bei der jungen Julia, der Hauptperson der
Operette, einer Erbin, einer „Stilikone“, die von Onkel und Tante unter der Fuchtel gehalten und
ausgenutzt wird und darauf irgendwann keine Lust mehr hat. Sie lernt einen mysteriösen,
anziehenden, aber auch mittellosen und mitunter nervigen Fremden kennen, aber ihr Herz gehört
immer noch einer fernen Jugendliebe in Battavia, heute Jakarta in Indonesien. ER ist dort reich
geworden. Aber trotz ihrer Träumerei muss Julia den exotischen Ort immer noch im Lexikon
nachschlagen, er bleibt für alle der „Vetter aus Dingsda“ - bis ER irgendwann auftaucht.
Die Inszenierung der Kammeroper: Entdeckungen mit Liebe zur Oper und Humor
Die Kammeroper Frankfurt will niemanden belehren oder jemandem ihre Weltsicht verkaufen.
Diese Operette ist witzig, brisant und entzückend und scheint in vielerlei Hinsicht hundert Jahre
später nur allzu aktuell. Wo sie nicht aktuell ist, ist sie zeitlos in den Themen wie Fernweh, Liebe,
Verwandtschaft, Geld, Macht und Sehnsucht nach dem Mond.
Aber: wir polieren nach hundert Jahren Genügsamkeit gegenüber dem „Vetter“ und gegenüber der
Operette im Allgemeinen den Mond wie den Gesang (an den Mond und das Geld) gehörig auf -
ebenso wie den Witz, der schon drin ist - und bringen alles zum Leuchten und für die junge
Generation fassbar. Wir bringen szenisch und musikalisch den Palmengarten zum Glühen, wie wir
das schon in den letzten knapp drei Jahrzehnten getan haben.
Libretto von Herman Haller und Firtz Oliven
Musik von Eduard Künneke
"Der Vetter aus Dingsda" hat seit seiner Uraufführung im Jahr 1921 immer wieder ein breites
Publikum begeistert. Das verwundert nicht: Denn mit ihren spritzigen Melodien, dem Drive und
dem teilweise absurd-sprachspielerischen Spott der Lieder kann diese Operette auch jene
verzücken, die beim Wort „Operette“ eher ein leichter Schauder überfährt. Diejenigen, bei denen
das Wort eher wohlige Schauer hervorruft oder die gerade das Absonderliche der Gattung
goutieren, hat der „Vetter“ ohnehin felsenfest auf seiner Seite. Vielleicht ist sie, die Operette, sogar
das allerschönste und freieste Bühnengenre, mit dem wir Königen ohne Gefahr eine Ohrfeige geben
können.
Eine Operette aus dem Geist der „Opera buffa“
Zwei Dinge machen dieses Werk zu einer Klasse für sich: Künneke kommt in jeder Hinsicht von
der Klassik her, der Spätromantik und der frühen Moderne. Er lernte das Komponistenhandwerk bei
Max Bruch und er beherrschte es ebenso meisterhaft wie furchtlos gegenüber aberwitzigen
Stilbrüchen. Sein „Vetter aus Dingsda“ ist ein legitimer Vetter der Opera buffa und gerade deshalb
frisch und qualifiziert für die Kammeroper Frankfurt. Die Personen sind Getriebene ihres Glücks.
Virtuos plappernd und singend steigern sich die Gesangs-Ensembles wie bei Rossini lustvoll
gegenseitig bis zur Ekstase; aber wenn es die Situation erfordert, hat Künneke auch Humperdinck-
Töne oder gar Wagnergetöse im Register. Und mitten dazwischen die entfesselten Tänze der 20er.
Oder etwas Polkaeskes. Aber dabei klingt „Dingsda“ nie einfach nur „nach Demda und Demda“.
Künneke verübelte den Klassikkollegen seiner Zeit, dass ihnen keine originellen Melodien mehr
einfallen würden. Der „Vetter“ ist ein echtes, melodiensattes Original.
Eine Stilikone der Zwanziger Jahre
Das andere entscheidende „Ding“ beim „Vetter aus Dingsda“ sind die 20er Jahre. Sie bilden 2025,
rund einhundert Jahre später, erneut eine wichtige Folie der Jetztzeit. Sie werden allgemein
bewundert und gleichzeitig besorgt betrachtet. Die 20er waren nicht umsonst die Zeit, in der der
„Vetter“ entstand: eine Zeit des Umbruchs, der Verunsicherung und des Aufbruchs. Vermögen und
Verlust lagen nur um Haaresbreite auseinander wie bei der jungen Julia, der Hauptperson der
Operette, einer Erbin, einer „Stilikone“, die von Onkel und Tante unter der Fuchtel gehalten und
ausgenutzt wird und darauf irgendwann keine Lust mehr hat. Sie lernt einen mysteriösen,
anziehenden, aber auch mittellosen und mitunter nervigen Fremden kennen, aber ihr Herz gehört
immer noch einer fernen Jugendliebe in Battavia, heute Jakarta in Indonesien. ER ist dort reich
geworden. Aber trotz ihrer Träumerei muss Julia den exotischen Ort immer noch im Lexikon
nachschlagen, er bleibt für alle der „Vetter aus Dingsda“ - bis ER irgendwann auftaucht.
Die Inszenierung der Kammeroper: Entdeckungen mit Liebe zur Oper und Humor
Die Kammeroper Frankfurt will niemanden belehren oder jemandem ihre Weltsicht verkaufen.
Diese Operette ist witzig, brisant und entzückend und scheint in vielerlei Hinsicht hundert Jahre
später nur allzu aktuell. Wo sie nicht aktuell ist, ist sie zeitlos in den Themen wie Fernweh, Liebe,
Verwandtschaft, Geld, Macht und Sehnsucht nach dem Mond.
Aber: wir polieren nach hundert Jahren Genügsamkeit gegenüber dem „Vetter“ und gegenüber der
Operette im Allgemeinen den Mond wie den Gesang (an den Mond und das Geld) gehörig auf -
ebenso wie den Witz, der schon drin ist - und bringen alles zum Leuchten und für die junge
Generation fassbar. Wir bringen szenisch und musikalisch den Palmengarten zum Glühen, wie wir
das schon in den letzten knapp drei Jahrzehnten getan haben.
Dates
Saturday, the 05.07.2025
19:30
Wednesday, the 09.07.2025
19:30
Friday, the 11.07.2025
19:30
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